Abenteuer in den deutschen Kolonien Afrikas und der Südsee


(von Arne Schöfert)

 

Das Buch von Gerhard Stein fiel mir durch das schöne Titelbild und die Erwähnung von 4 farbigen Aquarellen auf. Der Inhalt ist im doppelten Sinn wahrhaftig abenteuerlich. Protagonisten sind zwei Jungs um die 16 aus den Berliner Randbezirken. Hermann ist Kaufmannslehrling und träumt von der Tätigkeit in einer Faktorei in den afrikanischen Kolonien. Erich ist lernbegierig und an Forschungsreisen interessiert. Ein wirklich "guter" Junge, der als Halbwaise von seinem windigen Vormund um das Erbe des Vaters gebracht wird und als Maurerlehrling verdingt werden soll.

Irgendwie schafft es Hermann den "Indianer-Klub" der Jungs dazu zu bringen, daß die Mitglieder aus ihrem eigenen Vermögen (!) die beiden quasi als Abgesandte des Klubs in die Kolonien fahren lassen, genauer gesagt nach Kamerun. Die Reise der beiden Halbwüchsigen geht dann wegen eines Schiffbruchs zuerst nach Togo, dann über Kamerun in das Kongogebiet, wo Erich den Naturkundeforscher Dr. Friedrichs bis ins Landesinnere begleitet. Dieser stirbt, aber vererbt dem Jungen noch sein ganzes Vermögen. So, finanziell gut ausgestattet, reisen die beiden weiter. Es geht mit dem Schiff um das südliche Afrika, über Angra Pequena (Deutschsüdwest) in Richtung Sansibar. Auf dem Schiff lernen sie einen naiven Lehrer kennen, der sich lieber dazu entschließt mit den Jungs weiter zu reisen, als eine Aufgabe im Sande Deutschsüdwests anzutreten.

Das Buch ist um 1885 im Verlag von Carl Flemming, Glogau erschienen. Wenn man unter dem Autor Gerhard Stein sucht, findet man einige Geographie-, aber auch Jugendbücher. Beim Lesen des Abenteuerbuches wird dieser Zusammenhang deutlich. Immer wieder sind in den Kapiteln, die als Briefe der Jungs an den heimatlichen Klub formuliert sind, sehr viele Detailinformationen zu den bereisten Gegenden. Der kritische Leser wundert sich, woher die Jungs das alles wissen, ohne eine wissenschaftliche Bibliothek am Strand gefunden zu haben...

Zurück zu den 4 Grafiken im Buch, die wirklich außerordentlich schön sind. Im Buch ist kein Hinweis auf den Namen des Malers. Das Rätsel löst sich aber, wenn man ein früheres Buch von Gerhard Stein untersucht. In "Die Entdeckungsreisen in alter und neuer Zeit" sind zwei Bilder im gleichen Stil, die mit "gemalt von Th. Blätterbauer" bezeichnet sind.

Der Maler und Illustrator Theodor Blätterbauer aus Niederschlesien war seinerzeit nicht unbekannt und hat heute einen eigenen Wikipedia-Artikel. Er zählt danach „zu den wichtigsten Landschaft- und Architekturzeichnern Schlesiens Ende des 19. Jahrhunderts“. Seine Bilder erinnern an colorierte Holzstiche, wie man sie aus dem Anfang der 18.Jahrhunderts kennt.

 

 

   
   

 

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