Buschiri, der Feind der deutschen Kolonien
 von Arne Schöfert

Im Frühjahr 1889 sind in der deutschen Öffentlichkeit die Rollen im ostafrikanischen Araberaufstand, der hier schon mehrfach Thema war, klar verteilt. Dort der grausame Sklavenhändler, Buschiri ben Salim, der vermeintliche Urheber und Kopf des Aufstandes und hier der untadelige, weiße Ritter Major Wissmann, der zur Bekämpfung des Sklavenhandels ins dunkle Afrika entsandt wurde. Als der Unhold zur Strecke gebracht war, herrschte Genugtuung über seine Hinrichtung. Beide Protagonisten in diesem historischen Schauspiel waren, wie wir heute wissen, deutlich überzeichnet.

Links oben „Sturm auf Bischiris Lager“ aus „Deutsche Flagge, sei gegrüßt“ von Hans Satow, 1905

Links unten Sammelbild der Firma Hildebrand

Rechts oben, Falschdarstellung auf dem Neuruppiner Bilderbogen Nr.8763. Buschiri wurde gehängt, nicht erschossen.

Dutzende Publikationen machten sich das Thema zu eigen, meist mit Wissmann schon im Titel. Eine auffällige Ausnahme bildet das Jugendbuch „Buschiri, der Feind der deutschen Kolonien oder der Aufstand in Ostafrika im Jahre 1888“ von Josef Kemper, erschienen in der Jugendperlen-Reihe für die katholische Jugend der Herman-Hubertus-Stiftung (um 1900), denn es hat Buschiri im Titel. Ein Grund das sehr seltene, aber leider auch schlichte Jugendbuch hier vorzustellen. Dies war nur möglich, dank der freundlichen Unterstützung von Dr. Eckl vom Antiquariat Welwitschia. Nach dem KVK ist das Buch in keiner deutschen Bibliothek zu finden.

Angelpunkt der Geschichte ist das Schicksal einiger Angehöriger des Washirombo-Stammes aus der Nähe des Tanganjika-Sees. Während eine Gruppe auf Jagd ist, wird das Dorf von Sklavenhändlern überfallen. Frauen, Greise und Kinder abgeschlachtet, nur kräftige Männer als Sklaven verschleppt. Die Beschreibung der Vorgänge ist teils drastisch. Als die Jäger zurückkehren und sehen was passiert ist, suchen Sie Hilfe bei den Missionaren und den Deutschen. Im Laufe der Erzählung teilt sich die Gruppe auf, bis sich das Schicksal aller am Ende klärt. Immer wieder wird das diabolische Treiben der Sklavenhändler erzählt, die sich nicht scheuen gemeinsame Sache mit menschenfressenden Hilfsvölkern zu machen. Dies sind dann auch jene, die sich nicht an Buschiris Zusage halten, keine Missionsstationen und Klöster zu überfallen.

Das Gemetzel auf der Missionsstation Pugu zieht auch wieder einzelne Washirombos in die Geschichte, die vorher von der deutschen Marine aus einem Sklavenschiff gerettet wurden
und die es dorthin verschlagen hatte. Einige schließen sich der Schutztruppe an, andere lassen sich taufen oder werden sogar Klosterbrüder. Buschiris Ende am Galgen erfüllt sich nach einigen Niederlagen gegen die Stationsverteidiger von Dar-es-Salaam und Bagamoyo, sowie der eintreffenden Schutztruppe unter Wissmann.
Erwähnenswert ist die sehr positive, menschliche Darstellung der Schwarzen, die von europäischen Missionaren und den Deutschen gut behandelt werden. Eingehend werden ihre Sitten, Erzählungen und Gebräuche beschrieben, immer wieder deren Menschenwürde und die Gleichheit vor Gott betont. Der Leser und die Protagonisten erfahren klar, wer die Bösen und wer die Guten sind. Wo Sklavenhändler und verbündete Stämme martern, erschlagen oder verschleppen, helfen die deutsche Schutztruppe und die Missionare. Der Tenor ist klar: das Leben unter der Schutzherrschaft der Deutschen ist das Beste, was Ihnen passieren konnte.
Hier die Abbildungen aus dem Buch, die man meint schon alle mal woanders gesehen zu haben - bis auf das kuriose, wenig schmeichelhafte Bild von Major Wissmann…

 

 

 

 

 

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