Deutsch-Britische Grenzziehung auf Neu Guinea


 

Aufhänger dieses kurzen Artikels ist eine schöne, wenn auch fragwürdige und in Deutschland weitgehend unbekannte Zeitungsillustration von Richard Caton Woodville aus der The Illustrated London News vom 20.Juni 1903 (Seite 953).

 

„The division of New Guinea in 1885: The Salute to the British and German flags on the line of demarcation.“

In April 1885, after much heated correspondence between Lord Greanville and Bismarck, the anglo-german bounderies of New Guinea were fixed.

Germany took 67.000 square miles in the north-eastern part, while Great Britain annexed in the south and soth-east and the islands a territory 90.000 square miles in extent.

 
Woodville thematisiert knapp 20 Jahre später die Aufteilung des Ostteils von NeuGuinea unter Großbritannien und dem Deutschen Reich im Jahr 1885. Die dargestellte Veranstaltung fand so nie statt, es gibt keinerlei Hinweise in der Literatur dazu und wenn sie stattgefunden hätte, dann unmittelbar in der Region des Huon-Golfes an der Küste, denn das Landesinnere NeuGuineas (heute Papua-Neuguinea) sollte noch Jahrzehnte unerforscht bleiben.

Der zweite Punkt, der in der Darstellung stört, sind die deutschen Uniformen. Woodville nimmt hier Bilder als Vorlage, die ihm 1903 vorlagen. Doch weder Schutztruppen-Uniformen noch Infanteristen mit Pickelhaben passen in die Zeit und die Situation. Sämtliche Flaggenhissungen in der Südsee und offiziellen Aktionen erfolgten von Marinepersonal.

Die Abgrenzung der deutschen und britischen Interessensphären erfolgte überstürzt. Anlass waren die nicht abgestimmten Aktionen der britischen, australischen Kolonien um die letzten „weißen Flecken“, das heißt um die Gebiete, die bisher noch nicht unter den imperialen Staaten verteilt waren. Da die Deutschen in der Südsee aber vielfältig wirtschaftlich aktiv und vertreten waren, vermied London einen Konflikt und suchte den Ausgleich mit Berlin, der schließlich in der Britisch-deutsche Erklärungen über den westlichen Pazifik endete. Diese Erklärung legte praktisch die Leitplanken für das zukünftige deutsche Schutzgebiet in der Südsee.
Die Grenze zwischen dem deutschen und britischen Inselteil, die mit dem Lineal auf der Karte festgesetzt wurde, sollte Zeit Ihres Bestandes nie vor Ort festgelegt werden. Bekannt sind die Planungen zu einer Luftschiff-Expedition 1914, um sich das Innere der Insel mal von oben anzusehen. Aber es kam wegen dem Ausbruch des Weltkrieges nicht mehr dazu. Heute zeugen Spendenbelege zur Finanzierung der Expedition von den Planungen. Siehe hierzu „Die geplante deutsch-englische Luftschiff-Expedition über Neuguinea 1914“ von Bernhard Buchholz.

1949, nach dem 2.Weltkrieg, wurde der ehemals deutsche Teil mit dem britischen Teil Ost-Neuguinea vereinigt. Seitdem ist die Grenze von 1885 verschwunden.
 
Literaturauwahl:

„Deutschland in der Südsee. Kaiser-Wilhelmsland und Neubritannien“
,
J. B. Hermann Leipzig, 1885, Schloemp.
 
„Europas Kolonien. Die Deutschen in der Südsee“,
Dr. H. Roskoschny, Leipzig 1885, Greßner & Schramm.

„Neu-Guinea“
,
Dr. Maximiian Krieger, Berlin 1899, Schall.

„Die Deutsche Südsee 1884-1914. Ein Handbuch“
,

Hermann J. Hiery, Paderborn 2001 Schöningh.
 

Zur Startseite https://reichskolonialamt.de