Ferdinand Kunzmann - Erinnerungen an Neu-Guinea


Ein weiterer Beitrag aus dem Themenkreis „Frühe Fotobände“ aus den Kolonien.

 

Wer sich mit antiquarischen Büchern zur deutschen Kolonialgeschichte beschäftigt, regelmäßig Auktionen und Kataloge durchsieht und auf frühe bebilderte Bücher achtet, dem fallen unausweichlich Fotoalben mit besonderen Einbänden auf. Gemeint sind hier nicht die üblichen Ornamente und Motive des Jugendstils oder des Historismus, sondern Titel, die auf ein Schutzgebiet verweisen. Hier gibt es von einfachen Textprägungen bis zu mehrfarbigen, dekorativen Darstellungen von Kolonialmotiven eine große Vielfalt.

Am häufigsten sind die Fotoalben aus der Zeit des Hererokrieges, die leer an Schutztruppler verkauft wurden. Sie trugen Titel wie „Erinnerungen an den Hereroaufstand“ und wurden dann mit privaten oder gekauften Fotos und Ansichtskarten gefüllt, um daheim zu zeigen, was man erlebt hatte.

Was bei dem großen Kundenkreis zu Kriegszeiten in DSWA mit vielen Tausend Deutschen nachvollziehbar ist, erstaunt bei Kolonialgebieten mit wenigen Europäern im Land. Wenn man weiß, wie aufwendig die mehrfarbige Prägung eines Bucheinbandes ist, wundert man sich über Alben mit „Erinnerung an Deutsch-Ost-Afrika“ oder Kamerun doch sehr.

 
 

Aber warum diese umständliche Einleitung über individuelle Einzelexemplare, die gar nicht Thema dieser Webseite sind?

Im September 2020 kam ein seltenes Album zur Auktion, das ansonsten nur beim DHM in Berlin nachgewiesen ist. Es handelt sich um die Mappe „Neu Guinea“ von Ferdinand Kunzmann in Größe 37 x 32 cm mit 32 Bildtafeln. Nach den Angaben des DHM 1896 erschienen. Unter den Bildern ist der Verlag Meissenbach Riffarth und Co. (Berlin) genannt.

Photograph war der aus Würzburg stammende Ferdinand Kunzmann, der 1893-96 als Assistenzarzt bzw. Sanitäter in Stephansort gearbeitet hatte. Das angebotene Exemplar hat eine persönliche Geschenkwidmung von Kunzmann. Hier haben wir anscheinend den seltenen Fall, daß ein Deutscher nicht nur selbst gute Fotos während des Kolonialdienstes gemacht hat, sondern seine Erinnerungen anschließend in kleiner Auflage mit einem Verlag publizierte. Da das Werk verhältnismäßig unbekannt ist, war die Auflage vermutlich sehr klein. Vielleicht nur wenige Exemplare, die er dann selbst verkaufte, bzw. verschenkte. Das wird er sich Anbetracht der aufwendigen Aufmachung der Mappe einiges gekostet haben lassen…

Die Rechte an den Einzelbildern hat Kunzmann aber offenbar verkaufen können, denn einige Bilder tauchen als Ansichtskarten später wieder auf.

Die Vorstellung hier war nur möglich, weil der freundliche Käufer das Material zur Verfügung stellte.

 

 
 
 

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