Kaum einem
Afrikaner gibt es, den nicht wenigstens von Zeit zu
Zeit das Heimweh packt nach dem freien Leben in Busch
und Steppe, nach dem jungfräulichem, erst halb erforschten
Lande, nach dem endlosen Raum, wo jeder sich ausbreiten
kann, als ob es keine Grenzen gäbe. Selbständigkeit
und Freiheit – welcher Zauber für den Mann, der auf
eigene Kraft vertraut! Bleibt uns vom Leibe mit Kommunismus
und anderen modernen Giftpflanzen!
Vom Morgen bis zum Abend blauer Himmel, lachende Sonne,
Wärme! Gewiß, mittags und besonders längst der Küste,
ist es recht drückend; aber wie prachtvoll sind die
Vormittags- und Abendstunden in der reinen Luft der
Hochsteppe!
Dieses Zauberland haben wir durchstreift vom Kilimandscharo
zum Sambesi, vom Indischen Ozean bis in den Kongo und
nach Rhodesien hinein; hier haben wir den Krieg geführt.
Ein tropisches Wallensteinertum, das doch nicht verrohte!
Manche gute Zeichnung, manches Momentbild suchte die
Eindrücke festzuhalten, und wir Afrikaner sind dankbar
für jedes dieser Bilder, das alte Erinnerungen wachruft.
Aber dem Nichtafrikaner sagen diese Bilder meist wenig;
sie geben Einzelheiten, aber es fehlt das gesamte Milieu.
Wie wurde ich durch die anliegenden Skizzen überrascht!
Der Verfasser hat den Feldzug bei der Schutztruppe mitgemacht
und gut beobachtet. Ich empfand sogleich: Diese Bilder
füllen eine Lücke aus. Mag sein, daß vom rein künstlerischen
Standpunkt aus an Komposition und Einzelheiten der Maler
manches zu bemerken hat, - Kunstwerke sind Rehfeldts
Aquarelle trotzdem. Sie geben viel mehr als Momentbilder:
Der Künstler hat mit offenem Auge, warmem Herzen und
ausgesprochenem Sinn für das Charakterische Land und
Leute von Ostafrika erfaßt und weißes und schwarzes
Soldatenleben zu gestalten verstanden. Malerisch windet
sich die lange Kolonne, die „Safari“, durch Busch und
Steppe, über Tal und Hügel; impulsiv wie in der Wirklichkeit
sehen wir unsere braven Askari aus dem Busch zu überraschendem
Sturm auftauchen; scharf späht der Posten in die endlose
Einsamkeit, Sorglos dehnt sich Weiß und Schwarz im Lager,
alle Mühen sind vergessen, die Kochtöpfe brodeln, die
Mahlmörser stampfen, die Karten werden gebogen – just
wie zur Landsknechtzeit!
All das hat Rehfeldt in jahrelanger ägyptischer Gefangenschaft
innerlich noch einmal durchlebt, sorgfältig gestaltet,
und uns so ein eigenartiges Kunstwerk mitgebracht, das
den mancherlei Schilderungen unseres ostafrikanischen
Kriegslebens erst Licht und Farbe verleiht.
Wer draußen im Felde stand und die Bilder sieht, muß
sagen: „Ja, so ist es gewesen!“
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