Manchmal
sieht man über ein Bild hinweg, wendet die Augen ab und erst beim
zweiten Blick erkennt man, daß man etwas Besonderes vor sich hat. So
erging es mir hier.
Auf
den ersten Blick, handelt es sich um einen der vielen
Zeitungsholzschnitte, bei dem mehrere Motive zusammen auf einer
Seite angeordnet sind. Manchmal sind es mehrere getrennte Bilder,
manchmal sind sie aber auch zusammen in einer „Bildkomposition“,
collagenartig arrangiert. Das ist dann zusammen übertitelt mit „5
Bilder vom Eisenbahnunglück in xx“, „8 Ansichten von Samoa“ oder
ähnliches.
Eine
Bild-Zusammenstellung mit dem Thema „Die Deutschen Kolonien“ ist
schon einmal eine echte Seltenheit. Im vorliegenden Bild sind die
Bilder aus verschiedenen Kolonien nicht nur nebeneinander gedruckt,
sondern auch noch miteinander fließend verbunden, optisch auf dem
Paar Schutztruppler und Askari unten links, aufgebaut und bilden
gemeinsam eine untrennbare Einheit.
Als
zweite Besonderheit, ist der Holzschnitt gleich mit zwei Signaturen
ausgestattet: R. Bong und K. Storch. Wer waren die beiden und wie
hingen sie zusammen?
Karl
Storch (der Ältere) war zur Entstehungszeit des Bildes 1897, ein
hochgeschätzter Illustrator und Lehrer an einer Kunstschule. 1902
wurde er Professor an der Königsberger Kunstakademie, illustrierte
für die Firma Stollwerk viele der beliebten Sammelbilder und bekam
1944 die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft.
Richard
Bong war ein talentierter Holzschneidekünstler und Drucker, der den
farbigen Tonholzschnitt zur Vollkommenheit entwickelte und es
schließlich bis zu einem eigenen Verlagshaus brachte. Der Sinn für
Kunst und Schönheit, aber auch für handwerkliche Perfektion blieb
ihm als Herausgeber erhalten. Wir verdanken seinem Verlagshaus viele
schöne, illustrierte Bücher. Einige werden heute wieder nachgedruckt
und begeistern die Käufer. In seinem Verlag erschein ab 1894 auch
die Illustrierte „Für alle Welt“, in deren Nummer 1/1897 unser Bild
abgedruckt wurde.
1897
waren der eigentliche Maler und der Holzschneider (sowie
Herausgeber) also schon große Namen ihres Fachs und so fanden beide
Signaturen ihren Platz auf dem Bild.
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