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Vom unmanierlichen Hermann
Hermann, sei doch nur manierlich! Sieh einmal, wie
Gretchen zierlich
Essen kann, die noch dazu
Ein Jahr jünger ist als du."
So Mama zum Hermann spricht,
Aber leider hilft es nicht.
O, wie sieht er wieder aus!
Ist es nicht ein rechter Graus?
Kann es wohl noch einem schmecken,
Der ihn ansieht? Voller Flecken
ist das Tischtuch, die Serviette,
die er umhat, starrt von Fette.
Auf den Boden streut er Brocken.
Gleich als wollt' er Hühner locken,
Und bemalt hat greulich bunt
er um Nase sich und Mund,
Aehnlich wie ein wilder Mann.
Seinen Händen sieht man's an,
daß er manchmal statt der Gabel
mit dem Fleisch sie führt zum Schnabel.
Keinen Tag beim Mittagessen
wird das Mahnenswort vergessen.
„Hermann, hübsch manierlich iß,
Schlecht ergeht's dir sonst gewiß!“
Aber er in alter Weise
Malt sich voll mit jeder Speise.
Eines Tags—was soll man thun? —
Schickt man ihn nach Kamerun.
In dem fernen Afrika
Sitzt er jetzt bekümmert da.
Mit den schwarzen Negerknaben,
Die es auch noch nötig haben,
Lernt er dort beim Essen fein,
Sauber und bescheiden sein.
Wisset nun, daß dort er bleibt.
Bis der strenge Lehrer schreibt
wohl auf einem Palmenblatt,
daß er sich gebessert hat
Und Manier hat angenommen;
Dann erst darf er wiederkommen.
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