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„Taschenromane“
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von Arne Schöfert |
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Diesmal
geht es um eine Art Kurzromane, im Volksmund auch „Groschenromane“
genannt, in einem ungewöhnlichen Format. Nicht die Art in etwa DIN
A5, die heute noch in jedem Zeitschriftenladen liegen, sondern im
längst nicht mehr üblichen Format von ca. DIN A6, so ungefähr 10 x
16cm – je nach Verlag leicht differierend. Im Umfang meist um die 60
Seiten. Die Größe eignete sich für die Jackentasche. Bei Wartzeiten
hatte man die Unterhaltung problemlos dabei.
Über
Jahrzehnte war das ein häufiges Produkt, heute praktisch
ausgestorben. Selbst Taschenbücher sind deutlich größer. Nach der
Aufstellung von Walter Mayrhofer sind die drei großen Verlage Bagel
(„Kleine Volkserzählungen“ mit über 2791 Nummern), Enßlin und
Laiblin („Interessante Bibliothek“, „Neue Volksbücher“ und
„Unterhaltungsbibliothek“ über 1200 Nummern) und Spaarmann („Kleine
Jugendbibliothek“ oder „Volks- und Jugend-Erzählungen“ mit über 915
Nummern). Die reine Anzahl der Romane erschlägt den Sammler, auch
weil die billigen Hefte selten aufgehoben wurden oder kaum in
sammelwürdigem Zustand zu finden sind. Die Seltenheit macht sie aber
interessant.
Die
Themen der Erzählungen waren meist Abenteuergeschichten. All das,
was zwischen 1880 und 1920 die Phantasie anregte. Viel Wilder
Westen, Indianer, Piraten, aber auch geheimnisvolle Orte in aller
Welt. Eher selten sind die Geschichten, die in den deutschen
Kolonien spielten. Teils angelehnt an echte Geschehnisse, aber
natürlich abenteuerlich ausgeschmückt. Heute in den deutschen
Bibliotheken kaum zu finden, vielleicht wurden die Hefte nicht als
richtige Bücher anerkannt – zu billig, zu trivial. Nur die
Staatsbibliothek Berlin hatte nennenswerte Bestände, die leider
durch Kriegsverluste deutlich ausgedünnt wurden.
Zur Selbsteinordnung hier aus der Werbung von Julius Bagel:
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Jedes dieser
Bändchen aus der Feder eines bewährten Schriftstellers ist
durchaus sittlich rein gehalten und als eine spannende
Unterhaltungslektüre für das Volk zu empfehlen, welche aber auch
unbeanstandet von der reiferen Jugend gelesen werden kann.
Interessante Erzählungen und Abenteuer aus fernen Ländern, aus
dem Leben fremder Völker nach anerkannten Mustern wie Cooper,
Scott, Ferry, Gerstäcker, Ruppius etc. wechseln ab mit hübschen
Sagen, fesselnden See- und Kriminalgeschichten, sowie echt
patriotischen Stoffen aus der vaterländischen Geschichte und
Scenen aus dem Leben berühmter Männer. Die allgemeine
Verbreitung dieser Bändchen fast in jedem Orte bis weit über
Deutschlands Grenzen hinaus, sowie zahlreiche Übersetzungen in
fremde Sprachen beweisen, dass selbe den richtigen Volkston
getroffen und überall Eingang und Anklang im deutschen Volke
gefunden haben. |
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Ich möchte beispielhaft
einige Bücher zum Thema Kolonien und Boxerkrieg vorstellen: |
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„Deutsch-Afrika“
oder die Vorgänge in Kamerun
A. F. Fogowitz
Spaarmann-Verlag, Volkserzählung Nr. 388 |
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„Witbooi,
der grausame Kaffernhäuptling“
Emil v. Nord
A. Weichert, Berlin Indianer- und Volksbibliothek 73
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„Erlebnisse
in Kamerun“
H. Kümmel
Bagel-Verlag, Kleine Volks-Erzählung Nr. 1747 |
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„Unter den
Papuas“
Bagel-Verlag, Kleine Volks-Erzählung Nr. 2436
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„In
Kamerun“
O. Berger
Enßlin und Laiblin, Neue Volksbücher 438
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„Auf
Kaiser-Wilhelm-Land“
Alfred Bredow
Enßlin & Laiblin, Neue Volksbücher 475 |
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„Im Lande
der Massai“
Alfred Bredow
Enßlin & Laiblin, Neue Volksbücher 488 |
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„Unter den
Herero“
J. Kemper
Seyfried-Verlag, Volks- und Jugendbibliothek 220 |
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Yüng-Chang
der Boxerführer
Alfred Bredow
Enßlin & Laiblin, Unterhaltungsbibliothek 1164 |
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