Konrad Weidmann - Kriegsreporter beim Araberaufstand
Arne Schöfert

Vorbemerkung:
Heute wird der Begriff „Araberaufstand“ nicht mehr benutzt, da er eigentlich unzutreffend ist, denn die Aufständischen, bzw. Widerständler, setzen sich nicht aus Arabern, sondern aus diversen Teilen der ostafrikanischen Küstenbevölkerung zusammen. Dies waren zwar auch arabisch sprechende oder arabisch stämmige Menschen, jedoch auch viele Stämme der indigenen schwarzen Bevölkerung. Zur Vereinfachung und Anpassung an die zeitgenössische Berichterstattung verwende ich hier den früheren Terminus.

Heute sind wir gewohnt den Verlauf von bewaffneten Konflikten fast in Echtzeit via Internet und TV verfolgen zu können. Sofern keine Zensurmaßnahmen greifen, bekommen wir ein annähernd realistisches Bild von Kriegen in aller Welt in unser sicheres Wohnzimmer geliefert. Das war nicht immer so.
Zur Geschichte der Kriegsberichterstattung und den ersten Kriegsreportern nicht staatlicher Zeitungen, führt die Wikipedia aus:

Mit der Einführung neuer Kommunikationstechniken nahm die Kriegsberichterstattung an Bedeutung zu. Wurde bisher meistens von militärischer Seite berichtet, so wurden durch die rasche Verbreitung der Tageszeitungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erste zivile Kriegsreporter tätig. Die Verlage erkannten die auflagensteigernde Wirkung von Kriegsberichten.

Der Krimkrieg Russlands gegen England, Frankreich und das Osmanische Reich von 1853 bis 1856 leitete den ersten so genannten Pressekrieg der Geschichte ein.
Zahlreiche britische und französische Reporter berichteten von den Kampfhandlungen. Die Krisenkommunikation wurde erstmals von Zeitungsverlagen selbst organisiert. Militär und Medien sahen sich hier mit einer völlig neuen Situation konfrontiert. In der Anfangsphase des Krimkrieges gab es noch keine institutionalisierte Zensur und Presselenkung. Die Behandlung der Medien mussten die Militärs erst lernen, die Anwesenheit von Journalisten auf dem Schlachtfeld war neu und ungewohnt.

Der für die Londoner Times berichtende William Howard Russell gilt als der erste bekannte Kriegsberichterstatter. Was Russell auf der Krim sah und schrieb, gefiel den Heerführern nicht. Die Soldaten seien unterversorgt, es herrsche Typhus und Cholera. Russell berichtete zudem, die Offiziere verhielten sich wie auf einer Picknicktour. Von Seiten des Militärs gab es scharfe Proteste. Später wurde Russell sogar wegen seiner offenen und neutralen Berichterstattung der Spionage bezichtigt. Die freie Berichterstattung wurde den kriegführenden Parteien zusehends hinderlich, so dass sie zum Ende des Krieges die Reportagen zensierten.

Obwohl bereits zur Zeit des Krimkrieges Datenübermittlung durch die Telegrafie möglich war, wurde sie wegen der fehlenden Infrastruktur selten genutzt. Die Kriegsberichte übermittelte man überwiegend über den normalen Postweg. Zu diesem Zeitpunkt hielt auch das Medium der Fotografie Einzug in die Berichterstattung. Der Engländer Roger Fenton begleitete die britische Truppe auf der Krimhalbinsel mit seinem Laborwagen. Seine Bilder zeigten allerdings kein authentisches Bild vom Krieg. Sie enthielten keinerlei Schlachtszenen oder Tote, sondern nur Bilder von Soldaten. Fentons Arbeit war ein von der britischen Regierung finanziertes Projekt „[…] mit dem neuen, ‚objektiven‘ Medium ein von seinen Schrecken bereinigtes Bild des Krieges zu produzieren“[6] und belegte unfreiwillig Russells Beobachtungen eines „Picknick-Krieges“.

Trotz der Restriktionen der britischen Regierung gelang es einigen von privater Seite angestellten Journalisten, Schlachtenaufnahmen im Nachhinein zu machen, die das wahre Ausmaß des Krieges erahnen ließen. Doch auch auf diesen Bildern sind Kriegsopfer nicht zu sehen. Erst im amerikanischen Bürgerkrieg wurden von dem Fotografen Mathew Brady auch tote Soldaten abgebildet. (…)

Die Zeit zwischen den Anfängen der Kriegsberichterstattung im Krimkrieg bis zum Ersten Weltkrieg wird von dem Kriegsberichterstatter Phillip Knightley als „Goldenes Zeitalter“ der Krisenkommunikation bezeichnet. Zum einen expandierte das Pressewesen in vielen Ländern aufgrund einer Steigerung der Nachfrage nach Zeitungen. Daneben gab es unzählige Kriege und Konflikte, wie bspw. die vielen Kolonialkriege (Burenkrieg 1899–1902, Boxeraufstand 1900), die von zahlreichen Reportern begleitet wurden. Somit festigte sich diese neue Form des Journalismus in der Gesellschaft.

 
Zur Hauptperson dieses Aufsatzes, Konrad (oder Conrad) Weidmann, finden sich leider nur wenige Informationen. Die besten biografischen Daten kommen kurioserweise ausgerechnet aus seinem eigenen Buch „Deutsche Männer in Afrika“ (1894):
 

Weidmann, Conrad, Maler
geboren 10. Octbr. 1847 zu Dissenhofen/a.Rh. (Schweiz), lernte in Zürich, reiste von 1864 an in Deutschland, Frankreich und Italien, liess sich 1872 in Lübeck
nieder und erwarb die deutsche Staatsangehörigkeit. Seine 1882 herausgegebene Serie von Zeichnungen, die baugeschichtliche Entwicklung Lübecks darstellend, wurde vom königlich preussischen Kultusministerium ausgezeichnet. Weidmann zeichnete mehrfach für illustrirte Blätter und übernahm mit Bewilligung des Auswärtigen Amtes 1889 die Berichterstattung bei der Wissmann-Expedition in Ostafrika für die „Illustrirte Zeitung“, die „Hamburger Nachrichten“ und andere Zeitungen.
Wissmann gestattete Weidmann an den Bewegungen seiner Expedition theilzunehmen und hat Weidmann dann auch eine große Zahl von Gefechten mitgemacht. An Gravenreuth´s Seite nahm er ausserdem Theil an Küstenmärschen vom nördlichsten Punkte Muoa über Tanga nach Pangani, Mquadja, Saadani bis Bagamoyo und Dar es Salaam; an Expeditionen nach Dunda, Yombo, im Kingani-Wami-Delta, zur Begrüßung Emin´s und Stanley´s nach Msua etc.; 1890 machte Weidmann noch die Gefechte bei Palamaka und die Einnahme von Kiloa, Lindi und Mikindani mit und hat während des 1 ½ jährigen Aufenthaltes an die „Illustrirte Zeitung“ ca. 50 Zeichnungen mit begleitendem Text, ausserdem eine große Zahl von Berichten an andere Zeitungen geliefert. Klima und Strapazen hatten seine Gesundheit stark angegriffen, so daß er im September 1890 zur Rückkehr gezwungen war. Ein aufrichtiger Freund der Colonialbewegung, blieb Weidmann auch nach seiner Rückkehr derselben ergeben und hofft auch durch die Herausgabe vorliegender Arbeit derselben einen Dienst zu leisten.
Veröffentlicht:
„Major von Wissmann und seine Officiere“. Album der Theilnehmer der Wissmann-Expedition 1889/90. (Lübeck 1890)
„Deutsche Männer in Afrika“ (Lübeck 1894)

Quelle: Eintrag zu Carl Weidmann in „Deutsche Männer in Afrika“

 
Portrait C. WeidmannConrad Weidmann starb am 19.08.1904 und wurde auf dem Burgtorfriedhof (Lübeck) in einem Doppelgrab, neben seiner Ehefrau Sophie Marie Friederike Lange (03.04.1821 - 12. 12. 1898) am 22.08.1904 begraben. (Angaben vom Stadtarchiv Lübeck).

Zu den Modalitäten seiner Anwerbung als Berichterstatter der Illustrirten Zeitung (nur mit i, ohne ie) konnte ich keine Informationen finden. Die Zeitung aus dem J. J. Weber-Verlag gehörte zu den ersten, die mit eigenen Bildkorrespondenten arbeitete. Ihr enormer Einsatz an Bildern und Bildreportagen machte die Illustrirte Zeitung durch ihre lange Laufzeit von einem Jahrhundert (1843 – 1944) zu einer wichtigen Quelle an Materialien zur Geschichte und Kultur, sowie der Politik und des Alltagslebens.

Weidmann war mit der Wissmanntruppe unterwegs, hatte Kontakt zu den Teilnehmern der Emin-Pascha-Expedition von Henry Morton Stanley und lieferte zahlreiche Berichte und Skizzen aus Ostafrika, die nicht nur in einer Zeitung verwertet wurden. Die Skizzen wurden dann vom verlagseigenen xylographischen Atelier, unter der Leitung von Fritz Waibler, in Holzstiche umgesetzt. Wer das genau tat, ist bei den Stichen nicht vermerkt - irgendein „Handwerker“ des Ateliers. 
Nur selten übernahm ein namhafter Künstler diese Aufgabe. So wie Ferdinand Lindner (* 1847 in Dresden; † 6. Mai 1906 in Berlin) einem deutschen Illustratoren, Landschafts- und Marinemaler, der auch für Karl May-Bücher Illustrationen lieferte. Seine Bilder sind von wesentlich höherer Qualität. Man könnte fast sagen, daß sich diese von den Standardausführungen so unterschieden, wie die Schönschrift eines zehnjährigen Mädchens zur sumerischen Keilschrift…

Rochus Schmidt erwähnt Weidmann in seinem Buch „Geschichte des Araberaufstandes in Ost-Afrika“ (Frankfurt/Oder, 1892) Seite 148:
„In Dunda hatte der allgemein beliebte Schlachtenmaler Weidmann bereits Skizzen der dort stattgefundenen Szenen aufgenommen. Weidmann hat, nebenbei gesagt, nicht nur als Schlachtenmaler an zahlreichen der damaligen Gefechte teilgenommen, sondern sich in jeder Weise durch Übernahme der Proviantmeister-Geschäfte und anderer Funktionen nützlich zu machen gesucht.“

Hierdurch können wir uns eine Vorstellung davon machen, wie Weidmann in die Truppe eingebunden war. Unter den wenigen Deutschen lief er also nicht einfach nebenher, sondern war zumindest hinter der Front in die militärischen Abläufe integriert. Bei der Besprechung von Bild C werden wir darauf noch kurz zurückkommen.

 

Gruppenbild – Die weißen Mitglieder der Stanley-Emin-Karavane und der deutschen Schutztruppe im Lager von Msua in Ostafrika am 30. November 1889 (von links nach rechts: Mariano, Langheld, Dr. Parkes, von Gravenreuth, Stanley, Nelson, Emin Pascha, Schmidt, Casati und Weidmann).

Ohne die Hintergründe und den Verlauf des Aufstandes noch einmal zu beschreiben – dies wurde bereits in dutzendfacher Weise in der Literatur getan – jetzt zu Weidmanns Illustrationen. Nach eigenen Angaben (siehe oben) lieferte er ca. 50 Skizzen, bzw. Vorlagen für die Zeitungsillustration. Ich beschränke mich hier auf das Thema des Araberaufstandes und der Wissmann-Truppe. Weidmanns Vorlagen zum Verlauf der Emin-Pascha-Expedition und dessen spätere, eigene Expeditionen im Auftrag der deutschen Regierung klammere ich weitestgehend aus. Weidmann hat dort nicht selbst teilgenommen und seine Bilder beruhten allein auf Berichten Dritter.

 

Bild G – Kommandant und Offiziere der deutschen Schutztruppe in Ostafrika

Oben: Dr. K. W. Schmidt, Major Wissmann, Freiherr Karl von Gravenreuth
2. Reihe von oben: Dr. Bumiller, Lieutenant Wilhelm Langheld
2. Reihe von unten: Lieutenant Emil von Zelewski, Major Liebert, Baron von Eberstein
Unten: Premierlieutenant Krenzler, Stabsarzt Dr. Kohlstock

 

Bevor Weidmann und die Wissmann-Truppe überhaupt im Lande ankam, lag die Last der Kämpfe bei den deutschen Marinesoldaten, worüber natürlich auch berichtet wurde. Nur mit ihrer Hilfe konnte die Deutsch-ostafrikanische Gesellschaft die Küstenstädte Bagamoyo und Dar-es-Salaam verteidigen. Aus dieser Phase drei Bilder des begabten Zeichners Ferdinand Lindner.
 
     
Bild A
Aus dem Kampfe bei Bagamoyo – Das Revolvergeschütz im Gefecht
Bild B
Heimkehr einer Abtheilung deutscher Marinesoldaten von einer Razzia gegenein aufständisches Dorf
 
Bild E
„Buschiri-Kanonen“

04.Mai 1889 Ankunft Wissmanns auf der Rhede von Bagamoyo
08.Mai 1889 Erstürmung der Boma Buschiris durch Wissmann
09.Mai 1889 Rekognoszierungszug des Freiherrn von Gravenreuth nach Mlongolini und Mbegani (Gefecht)
09.Mai 1889 Rekognoszierungszug nach Magagoni (Gefecht)
10.Mai 1889 Rekognoszierung und Vorstoß auf Mbegani
13.Mai 1889 Rekognoszierung der Kinganiebene durch Chef von Zelewski
20.Mai 1889 Rekognoszierungszug des Chef Dr. Schmidt nach Mabibu (Gefecht)
21.Mai 1889 Eine Patrouille zerstört Magormura (Sitz des Rebellenführers Schindu)
01.Juni 1889 Streifzug von Bagamoyo nach Dunda unter Chef von Zelewski
06.Juni 1889 Zerstörung Sadaanis durch Wissmann, Verfolgungszug nach Uvindji
28.Juni 1889 Zerstörung des Ortes Kwale (Rebellennest) durch Chef Dr. Schmidt
08.Juli 1889 Besetzung der Befestigungen von Rasmuchefa; Erstürmung von Bueni durch Chef Dr. Schmidt; Einnahme von Pangani
11.Juli 1889 Marinetruppen besetzen Tanga
Juli 1889 Chef Dr. Schmidt liefert den hartnäckig Widerstand leistenden Aufständischen um Bagamoyo im Monat Juli 6 Gefechte
5.-8.August 1889 Major Wissmann sichert seine Operationsbasis Dar-es-Salaam/Bagamoyo
9.Sept. – 12.Okt. 1889 Kombinierter Zug Wissmanns und des Chefs Dr. Schmidt von Bagamoyo nach Pungire (zerstört), Msufa, Simbamseni und Mukondokwe nach Mpuapua
Okt.1889 Streifzug des Freiherrn von Gravenreuth von Bagamoyo nach Konduschi (zerstört)
Okt.1889 Streifzug des Freiherrn von Gravenreuth von Bagamoyo nach Tanga, Mwoa und Wadigo
19.Okt. 1889 Freiherr von Gravenreuth zieht mit drei Kolonnen (von Dar-es-Salaam über Pungire, von Bueni über Madimola, auf der großen Karawanenstraße) nach Jombo, wo Buschiri nach heftiger Schlacht vollständig besiegt wird. Viertägige Verfolgung in drei Abteilungen nach Dunda und Kiroka.
20.Okt. 1889 Zug Wissmanns von Mpuapua nach Bagamoyo auf der Karawanenstraße
Anfang Nov. 1889 Gefechte bei Pangani und Magila gegen die Anhänger Buschiris
Mitte Nov. 1889 Zweimonatlicher Zug des Freiherrn von Gravenreuth über Pongwe nach Msuwa (Zusammentreffen mit Stanley und Emin Pascha), Kikondeni (Gefecht), Simbamseni-Morogoro, Mtiga, Mgera (Gefangennahme Buschiris Bruder), Monda, Kidete, Morogoro, Bagamoyo
15.Dez. 1889 Gefangennahme und Hinrichtung Buschiris
05.Nov 1889 Expedition des Chef von Zelewski gegen Banaheri von Bagamoyo über Sadaani nach Mundera
11.Nov. 1889 Einnahme von Mkwaja
14.Nov 1889 Besetzung von Kipuabue
27.Dez. 1889 Gefecht des Chef Dr. Schmidt bei Mlembule gegen Banaheri
05.Jan. 1890 Gefecht des Major Wissmann gegen Banaheri; Zerstörung seines Lagers
27.Jan. 1890 Expedition des Chefs Dr. Schmidt von Pangani gegen den mächtigen Häuptling Simbotja, über Lewa (befestigt), Korogue und Masinde (Unterwerfung Simbotjas) und Rückkehr nach Magila nach Tanga Zug des Herrn von Elz in Begleitung des Lieutenants Ehlers nach dem Kilimandscharo, um dort eine Station einzurichten von Masinde aus Zug des Freiherrn von Gravenreuth gegen Banaheri nach Palamaka. Gefechte am 27. und 28. Januar
9./10.März 1890 Wissmann stürmt in zweitägiger Schlacht Palamaka, welches er zerstört. Banaheri ergibt sich (6.April 1890).

   
Bild 1
Das Stationsgebäude der ost-afrikanischen Station in Bagamoyo, gegenwärtig Hauptquartier der Wissmann´schen Expedition
Bild 2
Ansicht von Bagamoyo, vom Stationsgebäude aus gesehen. Im Vorder-grund exerzieren Wissmansche Truppen
 

Bild 3
Der Angriff auf Buschiris Lager bei Bagamoyo am 8.Mai

730 Mann schwarze Truppen, 200 irreguläre Waniamesi und 60 Deutsche griffen das Lager an, trotzdem entkam der Anführer der Aufständischen im Norden. Er konnte eine neue Streitmacht zusammenstellen, verlor aber auch die zweite Schlacht. Später wurde er von den eigenen Leuten verraten und ausgeliefert – für ein Kopfgeld von 10.000 Rupien.
Gerechte Ironie der Geschichte? Schließlich hatte er selbst, trotz Waffenstillstands-abkommen, mehrfach Europäer gefangen, die er nach Verhandlungen, bzw. Lösegeldzahlungen wieder freiließ. Prominente Gefangene waren 1888 die Afrikaforscher Hans Meyer und Oskar Baumann, die erst nach Zahlung von 10.000 Rupien und unter Verlust ihrer kompletten Expeditionsausrüstung freikamen. Parallelen zum Geschäftsmodell heutiger somalischer Piraten sind nicht zu übersehen. Buschiri wird am 15.12.1889 gehängt.

Bild C (Ferdinand Lindner)
Wissmannsche Truppen in Ostafrika auf dem Marsch nach der Einnahme von Buschiris Lagers

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Dieses Bild ragt aus der Masse der Zeitungs-illustrationen heraus. Einmal wegen seiner besonders qualitätsvollen Ausführung durch Lindner und anderer-seits wird die Situation auf dem entbehrungsreichen Rückmarsch plastisch dar-gestellt.

 

Aus den Kämpfen in Ostafrika
Es ist ein hochinteressantes und typenreiches Bild aus den jüngsten Kämpfen und Siegen unserer deutschen Landsleute, an deren Spitze gegenwärtig Wißmann die Aufmerksamkeit auf sich zieht, das wir heute unseren Lesern bieten. Zwischen hochaufragenden Palmbäumen, zwischen einer üppigen Vegetation, wie sie eben nur in dem heißen Südafrika emporwächst, umgeben von dunkelhäutigen nichts weniger als militärisch gekleideten Gestalten, sehen wir unsere wackeren Soldaten in ihrer kleidsamen afrikanischen Uniform, den dunklen Blusen mit hellen Beinkleidern und den gegen die Hitze schützenden Sonnenhelmen, heimkehren von einem ihrer Züge gegen Buschiris Truppen, der ihnen reiche Beute an Kleidern, Gerätschaften und Menschen aus dem geplünderten Lager brachte. Aber der Kampf war heiß und die Anstrengung groß; kaum konnten sich unsere Soldaten mehr aufrecht halten vor Durst und Mattigkeit. Wie und mit was sie sich erfrischt, das zeigt die linke Gruppe auf unserem Bilde deutlich. Sei es, daß man die mit Nüssen schwer beladenen Kokosbäume einfach umschlug, sei es, daß gute Schützen, wie wir deren einen oben zwischen den Bäumen sehen, die Frucht am Stiele vom Baum herabgeschossen, - nachdem die hartholzige Rinde einmal aufgeschlagen war, bot sie nicht allein dem auf seiner Bahre liegenden Verwundeten, sondern auch seinen ihn umgebenden Kameraden mit ihrem Saft und ihrem Kern Erfrischung. Ein Soldat, zumal wenn er in deutsch-afrikanischen Diensten steht, muß ja jede Kost vertragen können, und ist er erst einmal ins Lager zurückgekehrt, dann werden wohl auch die an seinem Gürtel hängenden Hühner, wennschon nicht kunstgerecht zubereitet, eine gute praktische Verwendung finden. – Der Maler des Bildes hat es verstanden, mit dieser Gruppe ein etwas idyllisches Element in sein sonst so kriegerisches Bild zu bringen; um so freundlicher ist seine Wirkung, als auf der anderen Seite oben der wilde, waffenklirrende Kriegs- und Siegestanz der mit den Deutschen gegen Buschiri und seine Truppen zu Felde gezogenen Somalis und Wonicomanesis zeigt, wie sich bei solchen Völkern die Siegesfreude in einer Weise äußert, die uns Europäern zu lärmend und phantastisch erscheinen will. Schonung gegen den Feind kennt ja keines dieser Völker; der gefangenen Weiber, deren eine auf unserem Bilde, zusammenbrechend unter schwerer Last, erbarmungslos von einem Somali weitergezerrt wird, harrt ein trauriges Los. Sie sind eben eine Beute, wie alle die anderen Gegenstände auch, die da in dem langen, zwischen Palmen marschierenden Zug ins Lager gebracht werden, und viele Zeit wird noch darüber hingehen, bis deutscher und europäischer Einfluß auch hierin eine dauernde Änderung herbeigeführt haben. Die Beute in Buschiris Lager war reich, auch der Esel gehört zu ihr, es ist Buschiris Esel, und die stattliche Erscheinung seines Reiters ist diejenige eines deutschen Malers, der, bei dem mit Eroberung von Buschiris Lager endigenden Ausfall am Fuß verletzt, sich nun so ins Lager zurücktransportieren ließ. Ein Bild aus dem Leben und den Kämpfen des deutschen Reichskommissärs Wißmann und seiner Leute ist gerade jetzt, wo er immer kühner vorwärts dringend, dem deutschen Reiche neue Bahnen im heißen Afrika erschließt, von besonderem Interesse. Es ist kein Schlachten- und Siegesbild derjenigen Art wie wir sie bis vor wenigen Jahren zu sehen gewohnt waren – Land und Menschen, die wir da vor uns haben, sind so ganz andere – aber es ist ein schöner und erhebender Beitrag zur Geschichte deutscher Kraft und deutschen Mutes, wie wir sie in einem ihrer besten Vertreter, in dem Reichskommissär Wißmann, dem schneidigen Offizier und unermüdlichen Afrikareisenden, verkörpert finden.

„Über Land und Meer“, Jahr 1890, Band 64

 

Bild 4
Die Einschiffung der Truppen in Bagamoyo
Bild 4a
Die Erstürmung von Sadaani am 6.Juni
 

Bild 5
Das deutsche Krankenhaus in Bagamoyo
Bild 6
Die Ruinen von Bagamoyo
 

Bild 7
Die Gräber der Deutschen in
Dar-es-Salaam
Bild 8
Ansicht von Tanga
 

Bild 9
Stadt Pangani am Panganifluss und Bueni Bluff
Bild 10
Ras Muhefa an der Mündung des
Panganiflusses-Provisorisches Lager
 

Bild 11
Walihaus und Haus der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft zu Pangani
Bild 12
Abdallah Makongos Haus, jetzt Stationshaus der Schutztruppe zu Pangani
 

Bild 13
Haus der Polizeiwache und Gefängnis zu Tanga
Bild 14
Altes Geschütz auf Holzlafette, am 8.Juli 1889 auf Ras Muhefa genommen
 

Bild 15
Tanga nach dem Einmarsch der
Wissmann´schen Truppen
Bild 16
Neuangeworbene Zulu-Krieger der Wissmann`schen Expedition
 

Bild 17
Das Lager der Gravenreuth-Expedition in Muoa
Bild 18
Das Portugiesenfort zu Bweni bei der
Besitzergreifung am 10. October
 

Bild 19
Das 300 Mann - starke Detachement v. Gravenreuth"s schlägt am 19. October - Buschiri mit etwa 3000 Mafitis bei Nombo in die Flucht
 

Während der Bekämpfung des Aufstandes in Deutsch-Ostafrika lief parallel die Suchaktion des Abenteurers Stanley nach dem deutschen Eduard Schnitzer („Emin Pascha“). Der Kontakt zum Afrikaforscher und Gouverneur des Sudan war durch den Mahdi-Aufstand abgeschnitten. Als Stanley ihn erreichte und mit zur Küste brachte, traten die beiden Unternehmungen in Kontakt, so daß Weidmann auch dieses Geschehen festhalten konnte.
 

Bild 20
Das Lager der Stanley- und Emin Pascha Karawane in Msua am 30.11.1889
Bild 21
Reichskommissar Major Wissmann begrüßt Stanley, Emin Pascha und Casati am Kingani am Morgen des 4.Dez. 1889
 

Bild 22
Stanley und Emin Paschas Ankunft in Bagamoyo am Mittag des 4 Dez. 1889
 

Bild 23
Mafitis
Bild 24
Das Mtoni-Fort am Kingani
 

Bild 25
Das Negerdorf Mlangotini
Bild 26
Die Einnahme von Mlembule
 

Bild 27
Die deutsche Station Sadaani
Bild 28
Die Erstürmung einer Boma im District
Palamakala durch die Abtheilung Bagamoyo am 9.März 1890
 

Bild 29
Eine Versammlung zum Schauri

Eine Schauri ist eine Art Gerichtsverhandlung. Im Allgemeinen wird es „die Schauri“ genannt. Es war üblich und wurde erwartet, daß die Gerichtsbarkeit automatisch auf die mächtigsten Personen überging. So war es eine Pflichtübung für Wissmann und später viele Schutztruppen-Offiziere, auch gelegentlich Recht zu sprechen. Im Regelfall wurde es ein Vermitteln zwischen den Streitpartnern, immer möglichst orientiert am örtlichen Rechtsempfinden.

 

Bild 30
Mpuapua, Station der deutschen Schutztruppe
Bild 31
Das Haus Emin Paschas in Bagamoyo
 

Bild 32
Lindi vor der Beschießung am 10.Mai
Bild 32a
Das Araberfort, früheres Walihaus, Lindi
 

Bild 33
Die Besetzung von Kiloa Kivindje durch
Wissmann´sche Truppen am 4.Mai 1890
 
Bild 34
Major von Wissmanns Quartier in Kiloa Kivindje, früher Zollhaus der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft
 

Bild 35
Das Araberfort in Mikindani
Bild 35a
Ansicht von Mikindani
 

Bild I
Kriegstanz der Zulusoldaten
Bild J
Suahelitänzer am Sikuku
(mohammedanische Neujahrsfeier)
 

Bild L
Wahehe, gefangene Wasagara zusammentreibend

 

Dieses Bild ist am 17.Oktober 1891 erschienen, als der Araberaufstand schon beendet war. Nach der katastrophalen Niederlage der Expedition von Zelewski, die im Text verniedlichend als „Misgeschick“ erwähnt wird. Die Wahehe waren dem Redakteur nun so bedeutend geworden, daß man Ihnen einen Artikel würdigte. Inzwischen hatte man gelernt, daß die Wahehe zu den Mafitis gehörten. Die Mafiti waren den Zeitungslesern bekannt, gehörten sie doch zu Buschiris Unterstützern. Als Mafiti bezeichnete man eine ganze Reihe von Stämmen zwischen den Seen und der Küste.

Die Vernichtung der Zelewski-Expedition durch die Wahehe am 17.August 1891 wurde in Frankreich sehr genau zur Kenntnis genommen und propagan-distisch ausgeschlachtet. Von 3 Kompanien mit 13 Offizieren und 320 Askaris entkamen nur 4 deutsche Offizieren und Unteroffiziere, 2 Effendis und 62 Askaris dem Gemetzel gegen ca. 3000 Wahehe.

Die Niederlage der deutschen Schutztruppe gegen „eine Horde Neger“, so spottete das Petit Journal (Nr.45/1891), war der Zeitschrift eine große, farbige Abbildung auf der Umschlagseite wert:
 

Bild M  

 
Zum Abschluß eines der letzten Bilder von Weidmann, aus einer Phase, zu der der Aufstand offiziell schon niedergeschlagen war. Dennoch gab es immer wieder Gefechte gegen Dörfer, die sich unterwerfen wollten.
 
Bild H
Lieutenant Langheld's Kampf mit den Wangoni bei Idabura.
Quellenangaben zu den Bildern: Quellenangaben.pdf

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