Alfred Roloff

Heliographenabteilung bei unserer Schutztruppen in Afrika


 

Das „Buch für Alle“ gehörte zu den deutschen illustrierten Zeitungen mit langer Tradition, weit über das Kaiserreich bis 1944 hinaus. Wikipedia erkennt die hohe Qualität der Grafiken darin an: „Das herausragende Charakteristikum des Buches für Alle bilden die ganzseitigen, pro Jahr auch um die 20 doppelseitigen Stiche, die in ihrem künstlerischen Gehalt wie auch der Deutlichkeit der Darstellung die Grafiken z. B. der Gartenlaube, der Illustrirten Welt oder auch der Illustrirten Zeitung übertreffen.“

Von der Auflagenhöhe und Verbreitung war sie jedoch eher weniger bedeutend. Dies und der Kriegszeit geschuldet, ist wohl der Grund warum ein auffallend schöner Stich aus dem Jahrgang 1918 (Heft 8, Seite 171) nur wenigen bekannt ist.

Es geht um die Darstellung einer Heliographenabteilung der Schutztruppe in Ostafrika. Die Bedienungsmannschaft, bestehend aus zwei Askaris, einem deutschen Offizier mit Fernglas und einem Schutztruppler an den Spiegeln, ist zwar im Mittelpunkt, aber nicht im Bildvordergrund. Hier tummeln sich Träger bei Ihrer Pause. Links im Hintergrund sind aufgebaute Zelte zu sehen, das Geschehen ist also nicht auf dem Marsch, sondern in einem bereits aufgebauten Biwak.

Darstellungen von Heliographenabteilungen aus Deutsch-Südwestafrika sind recht häufig, war der Heliograph doch dort in den weiten offenen Flächen ein viel genutztes Kommunikationsgerät. In Deutsch-Ostafrika viel weniger genutzt, was ganz einfach an der Landschaft lag. In den weiten Steppen nutzbar, aber im Hochwald unbrauchbar. Manch einer ist überrascht, daß es in DOA überhaupt Heliographen gab.

 

Die Verbindung unter den einzelnen, oft weit auseinandergezogenen Abteilungen aufrechtzuerhalten, ist für die deutschen Schutztruppen in ihren unvergleichlich tapferen, zähen Verteidigungskämpfen noch weit schwerer als den konzentrierteren Verbänden an den europäischen Fronten. Sie bedienen sich, da Fernsprechanlagen meist nicht möglich sind, des Heliographen. Dieser zuerst vom Mathematiker Gauß im Jahre 1821 konstruierte Spiegelapparat faßt das dann zurückgeworfene Sonnenlicht in Lichtblitzen zusammen und reflektiert es mit Hilfe einer zuverlässigen Visiervorrichtung nach einer entfernt gelegenen Stellung. Die Verständigung erfolgt dadurch, daß der Empfänger aus den verschiedenen Längen der Lichtblitze, die durch Verdecken und Wiederöffnen des Spiegels entstehen, Zeichen wie beim Morsetelegraphen erkennt, die im Voraus vereinbart sind. Diese Signale sind selbst bei grellem Sonnenschein noch auf hundert Kilometer sichtbar. Zur Empfangnahme der optischen Telegramme verwendet man Standfernrohre mit dreißig bis fünfunddreißigfacher Vergrößerung.

(Text zum Bild von Seite 188)

 
Das Bild ist von Alfred Roloff (1879-1951), der vor allem durch seine guten Pferdebilder, Werbegrafiken und vor allem Illustrationen für Groschenhefte bekannt wurde. Im Ersten Weltkrieg war er auch als Schlachten- und Kriegsmaler tätig. Auch wenn ihm die große Anerkennung in der Kunstwelt und Museumspräsentationen weitgehend versagt blieben, so hat doch fast jeder Deutsche mal ein Bild von ihm gesehen, eines der Hunderte von Illustrationen für Kriminal- und Abenteuerromane mit Auflagen in Millionen von Exemplaren. Thematisch passend, hier das Titelbild von ihm für Hans Paasches Heft „Negeraufstand in Ostafrika“ aus der Reihe „Deutsche Jugendbücherei“, auch Hillger-Hefte genannt.
 

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