Oblaten von Wolf Hagelberg „Besitzergreifung Kameruns“


(von Arne Schöfert)

 

Kolonialmotive sind im Bereich der Glanzbilder und Oblaten eher selten. Diese Bildchen, die in Serien oder Einzelbildern verkauft wurden, um sie zur Dekoration von Poesiebüchern und ähnlichem zu verwenden, hatten seltene tagespolitische Hintergründe. Sammelalben für Serien sind wohl auch nur vereinzelt erschienen.
Die Firma Firma Wolf Hagelberg (WH) hat von 1860 bis 1933 in Berlin Glanzbilder und Oblaten, auch Reklamebilder hergestellt. Hier gab es eine Serie von 9 Bildern im Kleinformat von 3 x 4 cm, ergänzt durch ein Textblatt mit Versen zu den Darstellungen, die die frühen Jahre Kameruns von den ersten Faktoreien bis zur Niederschlagung des Hickory-Aufstandes zeigen. Dies lässt vermuten, daß die Serie um 1885 aufgelegt wurde. Die Bilder sind auf dickem, geprägtem Papier in guter Qualität gedruckt.
Im Anhang eine Serie von 10 „Negerlein“ einer unbekannten Druckerei im bekannten, väterlich humor-vollen Rassismus der Zeit. Wenn der Fahnenträger nicht dabei wäre, könnte die Serie fast überall bis in die Neuzeit entstanden sein, aber so – mit der deutschen Reichsfahne – ein Zeugnis der deutschen Kolonialgeschichte.

 

Es geht ein Schiff den Wellenpfad
Von Hamburgs Elbestrand
Der deutsche Kaufherr Woermann hat
Es weit hinaus gesandt.
Ein hohes Ziel ist jetzt gesteckt
Dem deutschen Vaterland,
weil stark des Reiches Flagge deckt
den edlen Handelsstand.

 

Wo Kamerun und Mungo hell
Die Flut zusammen führt:
Da liegt Bell-Town, wo König Bell
Sein schwarzes Volk regiert
Dort, wo am Strand die Palmen weh`n,
Legt stolz das Seeschiff bei,
ließ deutscher Handelsgeist ersteh`n:
Die erste Factorei

 

Die Möwe kam in schnellem Flug
Und bei Kanonenschall
Ein flottes Boot an´s Ufer trug
Den Doctor Nachtigall.
Es lief das Volk hinab zum Strand,
mit fröhlichem Hurrah!
Als es, vom deutschen Reich gesandt,
den Friedensboten sah.

 

Die Truppen traten an´s Gewehr
Als er die Fahne trug.
Und in die Lüfte schwang sich hehr
Das deutsche Flaggentuch!
Und als das erste Werk vollführt,
dröhnt Hurrah, und Salut!
Der König Bell selbst salutiert
Und alles endet gut.

 

In Gala nach des Königs Zelt,
ging die Gesandschaft drauf.
Der König nahm, als Mann von Welt,
die deutschen Männer auf.
In Frieden und in Freundschaft flog
Das Schiff die „Möwe“ fort.
Gefolgt von manchem Lebehoch!
Und lautem Abschiedswort.

 

Ein munt´res Treiben folgte bald,
dem heitern Freundesrausch;
man brachte aus dem Palmenwald
die süße Frucht zum Tausch.
Die schwarzen Kinder der Natur,
sie nahmen Schmuck und Tand,
von buntem Glas die Perlenschnur,
aus weißer Männer Hand.

 

Fast alles was im Dorfe wohnt,
geht froh der Arbeit nach.
Weil jetzt Gewinn die Mühe lohnt
Ist jeder früh schon wach.
Man stößt und stamft der Palme Kern,
bringt Kaffee, Cacao
und nach der Arbeit isst man gern
Am Abend laut und froh!

 

Längst, im Geheimen, regt sich schnell
Der Neid, die Mißgunst, schon.
Es droht dem armen König Bell
Die wilde Rebellion.
Frech riss der rohen Räuber Hand
Die Flagge in den Staub.
Die Hütten flammen auf in Brand
Rings wüten Mord und Raub!

 

Allein, die Freude währte kurz,
die Flotte dampft herbei.
Die freche Rotte kam zum Sturz
Bei Schuß und Angstgeschrei.
Die schwarzen Frevler büßten schwer
Den Mord, die Frevelthat,
sobald der neue Gouverneur
vom Schiff das Land betrat.

 
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