„Deutschen Farben“ von Alfred Rehtz - Meggendorfer Blätter


(von Arne Schöfert)

 

Im Heft 384 (Band 5) der Meggendorfer Blätter ist ein Gedicht von Alfred Rehtz, illustriert von Victor Schramm, worin die „deutschen Farben“ schwarz-weiß-rot humoristisch ungewohnt interpretiert werden.

Heute würde es den roten Stempel „rassistisch und frauenfeindlich“ bekommen, aber 1898 war das alltäglicher Humor in einer populären Satire-Zeitschrift.
 

 
Deutsche Farben
(Text Alfred Rehtz, Illustration Victor Schramm)

Steh ich in finstrer Mitternacht
In Kiautschou auf stiller Wacht,

dann denk ich an mein deutsches Lieb,

ob es auch treu und hold mir blieb.


Die üpp´ge Kamerinerin,
ich schied von ihr mit leichtem Sinn,
und kalt ließ mich die schwarze Schar

in Klein-Popo und Sansibar.

Ich war im Bismarck-Archipel,
doch Amors Pfeile gingen fehl;
Vergeblich kokettierte da
die kaffeebraune Papua.

Nach Kiautschou ging dann die Fahrt.
Sieh! Eine neue Mädchenart,
die aus geschlitzten Augen schaut,
statt schwarzer jetzt mit gelber Haut.

S´ist besser wie ein schwarz´ Gesicht,

jedoch – verlockend ist es nicht,
und Eifersucht, geliebter Schatz,
ist auch für diesmal fehl am Platz.

Die Mädchen schwarz und gelb und braun,
bald wird´ ich müd´ sie anzuschau´n!
Die Treue wahr ich bis zum Tod
Den deutschen Farben, blond, weiß, rot!
 

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