Zwei Fahnen im Boxeraufstand


 

Wenn ich mal nicht ausgelastet bin, habe ich Spaß daran den Ursprung von angebotenen Bildern herauszufinden. Es werden ja laufend Zeitungs- und Bücherseiten einzeln verkauft. Nicht selten erreichen die ausgerufenen Mindestpreise dann schon den Preis des ganzen Buches. Ist auch ein Geschäftsmodell…

Die Quellen werden in den Angeboten selten genannt. Entweder weil die Anbieter sie selbst nicht kennen oder um eben den genannten Sachverhalt zu verschleiern.

Diesmal waren es zwei Darstellungen aus dem Boxeraufstand in China 1899/1901. Einmal stürmt ein deutscher Offizier mit seiner Fahne eine Stellung hinauf und im anderen Fall erobert ein anderer Offizier heldenhaft die Fahne von Boxertruppen. Beide Bilder strahlen vor Pathos und Dramatik.

 

 
Kapitän zur See Pohl bei der Erstürmung
der Takuforts (von Eugen Hanetzog)
Leutnant Pohland erobert die erste
Boxerfahne (von Max Schröder-Greifswald)
 

Der einfachste Weg ist natürlich immer nach den Bildtiteln suchen, aber das brachte nichts. Auch über die bekannten Maler nur holprige Verweise auf Mitarbeit in diversen Büchern. Was im Endeffekt dann doch hier recht schnell Erfolg brachte, war der Griff ins Bücherregal. Beide Bilder sind aus einem zeitgenössischem Standardwerk zum Boxerkrieg, dem „Scheibert“. Das heißt „Der Krieg in China“ von Major J. Scheibert, Berlin 1909. Das Buch wird aktuell mit einem Preis um die 80,- Euro angeboten.

Zum Thema Boxerfahnen noch ein paar Worte. Die Bewegung hatte ja keine einheitliche Fahne. Vielmehr nutzten die einzelnen Einheiten oder Kampfgruppen völlig unterschiedliche Flaggen. Teils mit traditionellen Mustern oder Symbolen ihrer Gruppe. Das führte dazu, daß die Verbündeten jede Menge unterschiedliche Boxerflaggen einsammelten, wahrscheinlich in jedem Dorf oder befestigten Stellung eine andere. Vermutlich setzten die Europäer und Amerikaner ihre eigenen Maßstäbe zum hohen Symbolwert einer Flagge im Gefecht an, den diese für die Chinesen aber gar nicht hatte. Im Endeffekt führte das dazu, daß in den Kriegsmuseen und Trophäentempeln ein buntes Sammelsorium von Tüchern landete.

 

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