Ausflug zum Kaiserlichen Gut Cadinen


 

Im Mai 2025 unternahmen wir eine Reise an das Frische Haff. Die Gelegenheit wurde genutzt, um einen weiteren Ort mit historischer Verbindung zu Kaiser Wilhelm II. zu besuchen. Cadinen (oder selten auch Kadinen) heißt heute Kadyny und liegt im polnischen Masuren in der Nähe von Elbing (Elblag).

Leider wird im Rahmen der üblichen (Bus-)Rundreisen der Ort praktisch nicht angefahren. Das dürfte an der schlechten Verkehrsanbindung liegen. Obwohl in Polen die Fernstraßen hervorragend ausgebaut sind, wird es im Hinterland doch noch manchmal fast abenteuerlich. Das heute im Gut etablierte Hotel und Spa mit Reitmöglichkeiten und Restaurant in gehobener Preisklasse dürfte unter der Abgeschiedenheit leiden. Schade, nettes Personal und die Kaiserkrone ist im Logo. Das Gutshaus selbst steht leer und gehört (bisher) nicht zum Hotel.

Der Kaiser erwarb das Anwesen 1898 von Arthur Birkner, der seinen Landsitz wegen finanzieller Probleme verkaufen mußte. Wilhelm II. war an dem Gut wegen der umliegenden Wälder mit Jagdmöglichkeiten interessiert und ließ es als Sommersitz umbauen.

Zum Objekt gehörte eine Ziegelei. Wer genau die Idee hatte, hier 1904 zusätzlich eine Majolika-Werkstatt aufzubauen, ist nicht ganz klar. In manchen Quellen wird der Kaiser selbst genannt. Nach Anwerbung von sachkundigen Handwerkern und Künstlern stellte sich schnell der Erfolg ein und die Marke mit der Kaiserkrone über dem Schriftzug Cadinen wurde bekannt und begehrt.

Neben den altbekannten Ziegeln waren Fliesen, Vasen, Geschirr, Plastiken, Reliefs und sogar Blumenkübel im Angebot. Das typische an allen Produkten war die rot-braune Majolika, oft verziert mit blau und goldener Glasur oder silbernen Ergänzungen. Gern verschenkte der Kaiser Objekte zu allerlei Gelegenheiten - ein Werbeeffekt, der die Popularität der Firma enorm steigerte.

 

 

Da das Gut Privateigentum war, blieb es nach 1919 im Besitz der Hohenzollern. Erst nach dem 2.Weltkrieg kam es zur Enteignung.

Heute sind die Produkte mit der Kaiserkrone im Antiquitätenhandel begehrt und nicht billig, besonders häufig sind die typischen Aschenbecher mit der silbernen Armierung zu finden. Aktuell ist auf dem Gut auch wieder eine kleine Keramikwerkstatt, die aber wegen fehlender Touristen und wenig spektakulärem Angebot ein tristes Dasein führt.

Auf dem weitläufigen Gelände sind neben Pferdeställen auch Ruinen eines alten Franziskaner Klosters und eine „Tausendjährige Eiche“, die nach neuesten Forschungen allerdings nur ca. 700 Jahre alt ist.

 
 
 

 

 

Sammelbilder der AG für Automatischen Verkauf, Serie 235
„Kadinen, die Sommerfrische der deutschen Kaiserfamilie“

 
Zwei Bilder von Paul Heydel, der als Künstler in Cadinen tätig war und nicht nur Keramik und Fliesen gestaltete. Die schöne Ansicht ist bei Biller-Antik erhältlich.

 
Blick auf Schloss Cadinen In der Allee von Cadinen
 

Quellen und Literatur:

Wikipedia Cadinen/Kadyny

Hotel und Spa Cadinen
„Cadinen - Illustrirter Führer“ (mit Plan) Robert Dorr, Danzig 1900
Cadinen. Sommeraufenthalt der deutschen Kaiserfamilie, Ottomar Anschütz, Berlin 1903
„Cadiner Majolika“ Margot Wolf, Gengenbach 1988
„Des Kaisers Keramik. 100 Jahre Königliche Majolika-Werkstätten Cadinen“ Jörn Barfod, Husum 2003

 

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